Das Teilmantelgeschoss, veraltet oder noch immer aktuell?

Schon lange gibt’s es und noch heute findet es begeisterte Anhänger. Aber eines kann das klassische Teilmantelgeschoss am besten. Es scheidet die Geister und regt zu Diskussionen an.

 

Jeder kennt es, das super simple Teilmantelgeschoss. Ein einfaches Mantel- Kerngeschoss, bei welchem der Bleikern aus dem Mantel hervorlugt und bereits frech die dramatische Wirkung androht. Doch was ist dran am schlechten Ruf des Teilmantels? Es wäre falsch, vornerein jedem Teilmantelgeschoss dieselbe Wirkung und Deformations-, bzw. Zerlegungseigenschaft anzulasten. Äusserst kostengünstig hergestellte Teilmantelkonstruktionen sind oft mit einem sehr dünnwandigen, geradlinigen Mantel versehen und neigen bei entsprechend hohen Fluggeschwindigkeiten zu einer totalen Destruktion des Projektils oder der Trennung von Mantel und Kern. Je höher das Gewicht des Wildes, desto schlechter und oder unberechenbarer kann die Wirkung im Wild ausfallen. Das Ablösen von Fragmenten ist aber keinesfalls eine gänzlich ungewollte Erscheinung. Die Fragmentierung von Mantel und Kern erzeugen eine beträchtliche mechanische Zerstörung von Gewebe.

 

Aber die Konstrukteure und Hersteller von Geschossen haben nicht geschlafen und diverse Anpassungen vorgenommen, um genau diesem Worst Case Szenario eines komplett zerstörten Projektils entgegenzuwirken. So wurde beispielsweise beim Remington CoreLokt (übersetzt gesperrter Kern), ein Ring eingearbeitet. Dieser Ring, also eine Verengung im mittleren Bereich des Geschossmantels, verhindert ein weiteres Deformieren bzw. Zerlegen des Kerns und Mantels. Andere Geschosskonstruktionen kombinieren unterschiedlich harte Bleikerne, welche ineinandergreifen oder sogar komplett getrennt gehalten werden. So zum Beispiel das weltbekannte Nosler Partition. Modernste Technologien erlauben sogar das elektromechanische Verschweissen (Bonding) von Mantel und Kern. Diese Geschosse überzeugen besonders durch eine zügig eingeleitete Deformation, hervorragende Sofortwirkung und durch das hohe Restgewicht bringen sie auch bei schwerem Wild Ausschuss. Eine pauschale Behauptung, Teilmantelgeschosse seien für die Jagd ungeeignet, ist unpräzise und nicht ganz fair. Der preisbewusste Jäger der viel Wild bejagt, häufig auf dem Schiessstand trainiert und Wert auf hohe Augenblickswirkung legt, ist mit dem umfassenden und breiten Angebot von Teilmantelgeschossen gut beraten.

Fast alle, bis auf wenige Ausnahmen, bekannten Hersteller von Jagdmunition haben mindestens eine Teilmantelkonstruktion im Angebot. An Auswahl fehlt es also nicht und niemand kann einem den Wert von eigenen Erfahrungen im Jagdbetrieb abnehmen. Eine klassische Erweiterung der einfachen Teilmantelgeschosse war es, den anfälligen Bleispitz durch eine Kappe zu ersetzen. Dadurch wird eine bessere Aerodynamik erreicht und die Patronen sind weniger anfällig auf Schäden. wie beispielsweise während des Repetiervorganges. Zudem sollen die Kappen die Deformation besser enleiten oder sogar einer zu frühen Deformation aufgrund kleiner Hindernisse in der Flugbahn vorbeugen.So zum Beispiel das HPC Geschoss von Sellier&Bellot.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass langsamere Kaliber wie die 8x57IS oder 9.3x62 besser mit den ganz simplen Teilmantelgeschossen zurechtkommen und zufriedenstellende Ergebnisse zeigen als die hochrasanten Vertreter. Wer mit einer 7x64 oder .243 Winchester nicht auf ein Teilmantelgeschoss verzichten möchte, bedient sich hier wohl besser an den moderneren Konstruktionen oder nimmt die schweren Bleischuhe. Wer auf keinen Fall Geschossfragmente im Wildbret haben möchte, sollte sich idealerweise andersweitig orientieren, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Auch die modernsten Innovationen bei den bleihaligen Jagdgeschossen können nicht garantieren, dass sich keine Fragmente vom Projektil lösen und im Wildkörper zurückbleiben.

 

Das Teilmantel gehört meiner Meinung nach somit berechtigterweise auch heute noch zur Jagd und wird auch noch nicht so schnell im Jagdbetrieb verschwinden.

 

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