7.5x55 Suisse - Eine Schweizer Erfindung!

Für die Traditionalisten im Schiesssport ist die alte Schweizer Ordonanzpatrone eine ganz besondere Sache. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist der Geschossdurchmesser .306 (7.77 mm), welcher lediglich in der Munitionsproduktion für die Schweizer Armee zur Anwendung kam. Entwickelt wurde die 7.5x55 Suisse von Eduard Rubin für das Infanteriegewehr 1911 und den Karabiner 1911, mit dem Ziel, eine verbesserte Mündungsgeschwindigkeit zu erreichen. Die Vorgängerpatronen 7.5x53.5 Suisse und 7.5x54.5 Suisse wurden nach den ersten Truppentests 1908 bereits drei Jahre später abgelöst. Die im heutigen, eher traditionellen Schiesssport, stark vertretenen Gewehrmodelle sind der Karabiner Modell 31 und der Karabiner Modell 11, sowie das Sturmgewehr 57 (SIG 510). Die Militärpatrone zeigt auf dem Schiessstand eine ausgezeichnete Präzision und mit den alten Karabinermodellen, hat die Patrone auch einen unverkennbaren Rückstoss für die Schulter parat. Die 7.5x55 Suisse ist jedoch keineswegs ein auslaufendes Kaliber, wobei dies aufgrund eines vorübergehenden Produktionsstopp befürchtet wurde. Auch heute noch wird die Patrone in der Schweizer Armee genutzt, jedoch nichtmehr in der persönlichen Waffe des AdA.

Bildauschnitt aus dem Buch: DEVA Wiederladen 6. Auflage

Die sicherlich meistgenutzte Laborierung ist die offizielle Militärfabrikation für die Schweizer Armee, bei welcher das Spitzgeschoss einen Stahlmantel mit Hartbleikern aufweist. Das Geschoss wiegt 174 grain und verlässt den Lauf mit rund 800 m/s (Lauflänge K31). Diese Laborierung ist perfekt auf die Karabiner abgestimmt und zeigt eine ausgesprochen hohe Präzision. Von namhaften Munitionsherstellern gibt es jedoch ebenfalls hervorragende Alternativen, wie beispielsweise von Sellier&Bellot. Die Hülsen welche dazu extra angefertigt werden, verfügen über eine Standard Boxerzündglocke und sind somit für Wiederlader besonders interessant. Die Berdanzünder der Militärmunition sind sehr aufwendig zu bearbeiten.


Vom Leistungsprofil ist die 7.5x55 Suisse mit einem maximalen Gasdruck von 3800 bar und einem Geschossdurchmesser von .306 in etwa bei ähnlichen Konstruktionen wie der .308 Winchester (max 4150 bar) und der 30-06 Springfield (max 4050 bar) anzusiedeln. Optisch ähnelt sie der 6.5x55 SE oder 7x57. Im Vergleich fällt die Hülse etwas kürzer als bei der 30-06 aus, kann aber durch ihren grösseren Umfang im Schnitt die gleiche Menge Pulver aufnehmen. Wäre die Hülse gleich lang wie die der 30-06 (63mm), könnte sie wohl rund 10 Grain mehr Pulver fassen. Die Einsatzreichweite unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, liegt bei weit über 300 Meter. In einem eindrücklichen Video gelingt es dem Amerikaner Ernest Jimenez mit einem unmodifizierten K31 eine Stahlplatte in Form eines Bisons, aus der Entfernung von 2240 yards (2048 Meter) zu treffen. Dazu brauchte er 57 Schüsse, wobei der 58 Schuss den ersten Treffer markierte. Ob sich ein Schuss auf diese Entfernung über eine offene Visierung lohnt, darüber lässt sich kaum streiten.

 

Die 7.5x55 Suisse wird aber nicht nur in sportlichen Disziplinen gerne etwas unterschätzt, auch auf der Jagd hat die Patrone so einiges zu bieten. Mit einer Mündungsenergie von bis zu 4000 Joule ist die Patrone für jedes heimische Wild geeignet. Mit leichteren Geschossen, wie beispielsweise einem 140gr. Projektil, lassen sich Mündungsgeschwindigkeiten von über 900 m/s realisieren. Durch den nur marginal ausfallenden Unterschied des Diameters .306 zu .308, lassen sich auch die meisten Geschosse mit dem grösseren Durchmesser verladen. Selbst schwere Geschosse mit bis zu 200 grain werden ohne weiteres solide stabilisiert, wobei sich das ideale Geschossgewicht zwischen 160 und 180 grain einpendelt. Somit steht dem Wiederlader ein sehr breites Spektrum an verschiedenen Sport- und Jagdgeschossen zur Verfügung. Jedoch muss besonders auf die Setztiefe des Geschosses geachtet werden. Ragt der volle Geschossdurchmesser zu weit aus dem Hülsenhals, kann das Geschoss an den Feldern des Laufes anliegen. Der Druckanstieg wird unberechenbar und im schlimmsten Fall kommt es zu schwerwiegenden Schäden an der Waffe (und dem Menschen). Besonders empfehlenswert sind die ogivaleren Match-Jagdgeschosse. Zylindrische und konisch zulaufende Geschosskonstruktionen müssen mit der Setztiefe sehr genau überprüft werden. 

 

 Abschliessend lässt sich sagen, dass es sich bei der Schweizer 7.5x55 genau gleich verhält wie beim Schweizer Käse oder der Schokolade. Eine wirklich feine Sache, welche auch ausserhalb der Schweiz genossen wird!

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