Schusszeichen / Pirschzeichen

 

Der Begriff Schusszeichen beschreibt alle wahrnehmbaren Reaktionen, Zeichen und Geräusche von Wild und Umgebung auf den Schuss des Jägers. Zum Beispiel das Zeichnen des Wildes, also die Reaktion auf einen Treffer, das Geräusch der Kugel beim Aufprall (Kugelschlag) auf den Wildkörper oder Boden (Kugelriss) wie beispielsweise getroffene Äste, Unterholz, Wiesen und Ähnliches.

 

 

Pirschzeichen beschreibt die physischen Merkmale, die man beispielsweise am Anschuss oder auf der Schweissfährte finden kann. Diese ermöglichen häufig Rückschlüsse auf den Treffersitz des Projektils und können für die weiteren Schritte einer Nachsuche oder das Verhalten des Schützen massgebend sein.

 

 

Wieso soll ein Jäger, der nicht selber einen Hund zur Nachsuche führt, über das Bescheid wissen? Jedem kann ein Missgeschick passieren, wichtig ist nur, sofort die richtigen Massnahmen zu treffen. Ein Nachsuchegespann ist über alles was man wahrgenommen und gefunden hat zu informieren. Also ist es ratsam, sich mit der Thematik zu befassen. Das Verbrechen des Anschusses und die Anbringung von Markierungen sind ebenfalls durchaus hilfreich.

 

Besteht der Verdacht oder die Gewissheit, dass ein Schuss missglückt ist, lässt sich das Verhalten des Jägers wie folgt beschreiben:

 

  • Wenn das Wild mit einem schlechten Treffer flüchtet und es besteht die Möglichkeit zum Nachschiessen, unter Berücksichtigung der Sicherheitsvorschriften, dann muss ein äusserst gewissenhafter zweiter Schuss erfolgen. Die Qualität des Wildbret darf zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall eine Priorität sein.
  • Auf Geräusche des flüchtenden Wildes achten. (Rascheln, Knacken, rollende Steine usw.)
  • Einprägen des Anschussortes. Auf einem weiten Feld ohne markante Fixpunkte nicht ganz einfach.
  • Verbrechen des eigenen Standes. Rote Bänder sind empfehlenswert. Auf einem Hochsitz beispielsweise den Auflagepunkt des Gewehres markieren, um so später die Zielrichtung richtig einschätzen zu können.
  • Mit gesicherter Waffe dem Anschuss annähern. Am besten nicht von der Fluchtrichtung des Wildes annähern. Ist der Anschuss schwierig zu finden, kann eine Hilfsperon hinzugezogen werden. Diese kann vom Schützen eingewiesen werden.
  • Findet man den effektiven Anschussort, so ist dieser zu verbrechen. Erkennbare Schuss- und Pirschzeichen sind ebenfalls zu markieren. Kann der Anschussort nicht eruiert werden, den ungefähren Anschussort. Die Fluchtrichtung des Wildes sollte möglichst bezeichnet werden.
  • Nicht unnötig am Anschussort verweilen und auf eigene Faust suchen. (Zetrampeln der Fährte)
  • Kontakt mit einem geprüften Schweisshundeführer aufnehmen. Nicht mit dem eigenen, nicht ausgebildeten Vierbeiner sein Glück probieren...
  • Den Schweisshundeführer orientieren. Ab diesem Moment übernimmt er den Lead. Seinen Anweisungen ist Folge zu leisten.

 

 

Die nachfolgenden Darstellungen von zeichnendem Wild können nicht abschliessend veranschaulicht werden. Es wird immer Situationen geben, die nicht zu den üblichen Umschreibungen passen oder ihnen sogar widersprechen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Darstellungen sind schematisch gehalten und nicht zu 100% anatomisch genau. 

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Hinter das Blatt

Der von der Sicherheit und Letalität wohl ausgewogenste Treffersitz. Das getroffene Wild wird je nach Höhe des Treffersitzes (Herz / Lunge) sofort in sich zusammenbrechen oder wird einen Sprung in die Luft machen. Eine kurze und rasante Todesflucht kann oft beobachtet werden, wobei eine Flucht bis zirka 100 Meter, bei lediglich Lungentreffer, eher der Seltenheit angehört. Das Wild verendet in kürzester Zeit.

 

 

Die Pirschzeichen fallen deutlich aus. Am Anschuss findet sich  Lungenschweiss oder sogar kleine Fetzen der Lunge. Charakteristisch dafür ist die helle rote Färbung sowie teilweise Bläschen im Schweiss.

 

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Hinter das Blatt Tief

 Entgegen dem Sprung in die Luft, reagiert das Wild eher durch ein abruptes Zusammenzucken mit tiefem Haupt, einer sofortigen und rasanten Flucht mit einer nach vorne abgesenkter Körperhaltung. Auch hier ist mit einem baldigen Zusammenbrechen zu rechnen, worauf das Wild rasch verendet.

 

 

Je tiefer der Schuss liegt, desto weniger Pirschzeichen werden zu finden sein. Liegt der Schuss noch deutlich über dem Brustbein, sind am Anschuss heller Lungenschweiss und womöglich auch kleine Lungenfetzen zu finden. Ist das Brustbein getroffen, können Knochensplitter am Anschuss vorhanden sein. Hier wäre ein Nachsuchegespann zu avisieren, da mit einer längeren Flucht gerechnet werden muss. Es ist eine genau so tolle Erlegung, wenn der Hund auf eine kurze Todsuche angesetzt wird, wie wenn man selber danach sucht und verzweifelt.  

 

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Leber

Ein Treffer in die Leber des Wildes verursacht häufig ein starkes Durchzucken des Körpers, gefolgt von einer rasanten Flucht mit gesenktem Haupt. Die Wirbelsäule wird aufgrund der Schmerzen gekrümmt. Es ist aber auch durchaus möglich, dass das Wild ohne Zeichnen in die Flucht übergeht. Der Treffer ist auf lange Sicht tödlich, jedoch kann der Leidensweg des Wildes noch lange andauern.

 

 

Am Anschuss finden sich teils Leberstücke und/oder dunkelbrauner, cremiger Schweiss. Milzstücke mit griessigem Schweiss sind ebenfalls mögliche Überbleibsel. Milzteile fühlen sich körnig an, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Leberstücke lassen sich rückstandslos zwischen den Finger zerreiben. Bei dieser Erkenntnis ist ein Nachsuchegespann zu avisieren. Dem Wild wird Zeit eingeräumt um krank zu werden, in der Hoffnung, dass es baldmöglichst ins Wundbett geht. Nicht auf eigene Faust nachsuchen! Das Wild könnte unnötig hochgemacht werden, was die anschliessende Nachsuche verkompliziert.

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Krellschuss

 Auf einen Schuss in die Dornfortsätze der Rückenwirbel des Wildes folgt meist sehr deutliches Zeichnen. Das Wild bricht schlagartig in sich zusammen, dreht sich auf dem Boden und schlägt stark mit den Läufen aus. Darauf rappelt sich das Wild meist taumelnd auf, wird stetig sicherer und geht in eine hastige Flucht über. Sind die Rückenwirbel durchtrennt, bleibt das Wild in aller Regel aufgrund einer Lähmung liegen. Ist ein Nachschiessen nicht möglich, sollte das Wild vorsichtig angegangen werden, um einen Fangschuss anzutragen. Die Sicherheit ist auch hier oberstes Gebot.

 

 

Am Anschuss finden sich meist Schnitthaare, mehr oder weniger Schweiss, selten Knochensplitter oder Knorpel. Eine äusserst schwierige Nachsuche steht bevor. 

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Weidwund

Im Bereich des Pansen oder allgemein Magen-Darm-Traktes zeichnet das Wild häufig durch starkes Zusammenzucken, wobei die Reaktion auch ohne deutlichem Zeichnen passieren kann. Das Wild geht rasch in die Flucht über, wobei es oft die Flucht verlangsamt und sogar teilweise kurz verhofft. Deutlich dabei ist das Krümmen der Wirbelsäule. Im günstigen Fall kann ein zweiter Schuss angetragen werden. Man beachte immer die Sicherheitsvorschriften. Der Jäger ist für jeden Schuss verantwortlich!

 

 

Am Anschuss findet sich schmutziger Schweiss mit Pansen oder Magen- und Darminhalt. (Pflanzenteile, grüner Brei, Mais etc.) Auch hier ist unmittelbar ein Nachsuchegespann zu avisieren.

 

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Vorder / Hinterlauf

Bei einem Treffer in den Vorderlauf reagiert das Wild meist durch schlagartiges Hochspringen und einem sofortigen Wechsel in eine rasante Flucht. Der Lauf wird schlenkernd nachgezogen und geschont. Beim Hinterlauf ist ein Einknicken nach hinten zu erkennen, wobei auch hier das Wild sofort in die Flucht übergeht. Der Hinterlauf wird meist angewinkelt geschont und nicht belastet.

 

 

Am Anschuss finden sich Schnitthaare, Wildbret und Schweiss. Am deutlichsten sind jedoch die Splitter von Röhrenknochen. Das Rehwild bleibt trotz dieser Verletzung sehr mobil und kommt schnell wieder hoch. Auch diese Nachsuche gestaltet sich in aller Regel sehr schwierig.

 

Zeichnung von R. Bucklar
Zeichnung von R. Bucklar

Drossel / Schlund

Ein Treffer der Halswirbelsäule löst beim Wild ein sofortiges Zusammenbrechen aus. Wird aber weder die Carotis Arterie oder ein Halswirbel getroffen, geht das Wild ohne deutliches Zeichnen in eine rasante Flucht über. Das Haupt wird dabei tief geführt, der Träger gestreckt. Das Wild kann mit einer solchen Verletzung noch Tage überleben, ist in der Regel aber nicht mehr fähig Nahrung aufzunehmen. Diese Treffer entstehen bei missglückten Trägerschüssen. Aufgrund der kleinen Trefferzone ist allgemein von Schüssen auf Träger und Haupt abzuraten. Man beweist sein Präzisionskönnen lieber auf dem Schiessstand. Das Reh aus Papier auf der Schiessanlage hat sicher nichts dagegen.

 

Am Anschuss finden sich Schnitthaare und wenig Schweiss. Das Rehwild ist auch in diesem Fall noch sehr mobil und leicht hochgemacht.