Bleifrei - meine Gründe

Als ich meine ersten Schritte mit bleifreier Munition wagte, war keine drohende Gesetzesänderung oder die Schauergeschichten über bleibelastetes Wildbret ein Auslöser dafür. Ich habe mich ganz einfach für den Unterschied interessiert und wollte mich selber davon überzeugen, ob es etwas taugt. Also habe ich mich hingesetzt und mit zwei komplett unterschiedlichen Geschosstypen begonnen zu experimentieren. Ich habe mich für das Barnes TTSX und das LOS Hunter Tactical entschieden. Das eine, als monolithisches Vollkupfergeschoss auf reine Deformation ausgelegt, sorgt das andere für eine dramatische Teilzerlegung des Messing mit solidem Restbolzen. Es war kaum nötig grosse Leitern von unterschiedlichen Laborierungen zu testen. Die Präzision war von beiden einfach nur beeindruckend. Bewusst habe ich leichte Geschosse gewählt, um eine flache Flugbahn zu gewährleisten und dem etwas träger ansprechenden Kupfer Energie mitzugeben. Spätere Erfahrungen auf Wild haben gezeigt, dass solche Kupfergeschosse auch bei geringer Geschwindigkeit noch gut ansprechen und sehr wohl letal wirken. Nachdem die jeweils präziseste Laborierung gefunden war ging es ins Feld. Hauptsächlich wurden Reh- und Schwarzwild mit den bleifreien Geschossen gestreckt.

Dieses Schmalreh streckte ich mit der 30-06 und dem 150 grain schweren Barnes TTSX auf eine Distanz von rund 70 Meter. Der Schuss sass kurz hinter dem Blatt und liess das Schmalreh direkt am Anschuss verenden. Die Wildbretentwertung ist bei den Deformationsgeschossen ohnehin geringer, jedoch war ich immer wieder aufs Neue überrascht, wie gering diese jedes Mal ausfiel. 70 Meter stellen für die 30-06 keine Distanz dar und die Kugel hatte zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 850 m/s auf dem Tacho. In den wenigen Fällen, bei denen es zu einer kurzen Flucht kam, war die längste rund 25 Meter. Am Anschuss fand sich immer reichlich Schweiss und genügend Pirschzeichen.

Auf den folgenden Bildern zeigt sich dies besonders gut. Beim Ausschuss ist ein Teil der Lunge zu sehen.

Auch bei dieser Doublette von einem Knopfbock und Schmalreh, zeigte sich das Barnes TTSX von seiner besten Seite. Der Knopfbock wurde auf eine Distanz von 120 Metern beschossen und machte eine Todflucht von 10 Metern. Treffersitz war eine Handbreit hinter das Blatt. Als das Schmalreh absprang, sicherte es in einer Entfernung von rund 150 Metern und konnte erfolgreich erlegt werden. Das Schmalreh traf ich aufs Blatt, keine Flucht.

 

Das weiter erlegte Rehwild zeigte die gleichen Ergebnisse. Für mich persönlich stellt sich das Barnes TTSX als eines der besten Allroundgeschosse überhaupt dar. Eine enorme Präzision, sehr gute Verträglichkeit mit Läufen der unterschiedlichsten Herstellern und eine hervorragende Wirkung. Was wünscht sich denn der Waidmann noch mehr?

Barnes TTSX
Barnes TTSX
LOS Hunter Tactical
LOS Hunter Tactical

Das LOS Hunter Tactical testete ich in der 140 grain Ausführung. Äusserst rasant, beängstigend präzise und eine nicht zu unterschätzende Sofortwirkung. So könnte sich das LOS HT, geladen in einer 30-06, bei einem Bewerbungsgespräch vorstellen. Leider fehlt mir Anschauungsmaterial, um die Wirkung dieser Projektile zu zeigen. Die Stärke dieses Geschosses spielt sich ganz klar auf der Schwarzwildjagd aus. Durch die Fragmentierung des vorderen Drittels des Projektils bringt das Geschoss eine enorme mechanische Zerstörung von Gewebe mit sich und bringt in der Regel durch den Restbolzen einen sicheren Ausschuss. Bei mittlerem und schwerem Wild eine absolut zuverlässige Kombination. Auf der Rotwildjagd haben sich die Vorzüge dieser Geschosskonstruktion klar gezeigt. Bei Schüssen hinter das Blatt konnte eine kurze Todesflucht von maximal 30 Metern verzeichnet werden.

Wie erhofft spielt sich die komplette Wirkung im Zentrum des Wildes ab und der Ausschuss fällt durch den sauberen Restbolzen sehr klein aus. Diesem Rothirsch wurde der Schuss aus einer Distanz von rund 140 Metern angetragen. Auf Rehwild kann das Geschoss unterschiedliche Ergebnisse der Wildbretentwertung hervorrufen. Von direkten Schüssen aufs Blatt ist abzuraten. Die Wirkung ist auch bei Treffern hinter das Blatt dermassen umwerfend, dass hier wertvolles Wildbret geschont werden kann.

 

Beide Projektile, die ich hier vorgestellt habe, haben mich in ihrer eigenen Art und Wirkungsweise überzeugt. Als passionierter Jäger nutze ich auch beide weiterhin, für unterschiedliche Verwendungszwecke. Abschliessend kann ich mit vollster Überzeugung sagen, dass beide Geschosse ihren Wert bewiesen haben.

Seither habe ich viele weitere bleifreie Geschosse getestet und die meisten haben mir gefallen. Wer heute noch behauptet, dass bleifreie Geschosse im Gegensatz zu bleihaltigen Projektilen nicht zuverlässig töten, der irrt und verschliesst sich vor einer modernen Alternative zum Blei. Ich wage sogar zu behaupten, dass in der bleifreien Jagdmunition die Zukunft liegt. Ob es nun unsinnige Gesetze von uns verlangen werden, oder die Jägerschaft von sich aus den Wechsel antritt. Bereits heute haben viele Jäger freiwillig den Schritt gewagt und ihre Entscheidung nicht bereut. Ich gehöre defintiv zu dieser wachsenden Gruppe. 

 

Dass mein erlegtes Wild nicht den geringsten Teil an Blei im Wildbret aufweist, Wald und Flur kein Projektil aus schädlichem Blei mehr aufnehmen muss, das schützt nicht nur die Umwelt, nein noch viel besser: Es nimmt den Jagdgegnern ein weiteres, zugegeben mehr oder weniger gesuchtes, Argument gegen uns Jäger weg.

 

Und das sogar ohne einen Kompromiss in der Waidmännigkeit eingehen zu müssen !

Kommentare: 1
  • #1

    Niggli (Donnerstag, 31 Dezember 2020 18:20)

    Danke für den guten und ausführlichen Bericht. Selbst schiesse ich auch seit 15 Jahren Bleifrei und bin überzeugt.