Grundsätze der Büchsenmunition

Der Aufbau einer Patrone ist eigentlich jedem Jäger und Sportschützen ein Begriff. In simplen Worten ist eine Büchsenpatrone die komplettierte Zusammenstellung von Geschoss, Patronenhülse, Treibladungsmittel und Zündhütchen. Alle Bestandteile tragen zur effektiven Leistung bzw. Präzision bei. Jedem Bestandteil haftet hierbei viel mehr Verantwortung an, als man vorerst meinen würde.

Patronen gibt es in allen erdenklichen Formen und Grössen, entstanden aus der Experimentierlaune von gewissen Produzenten. Eine breite Palette hat sich dabei durchgesetzt und den Weg in die meisten Waffenschränke der Schützen gefunden.

Auf dieser Seite möchte ich für alle Interessierten in einfachen Worten erklären, was eine Patrone ausmacht.

Stellen wir in den nächsten Abschnitten eine Patrone zusammen.

Die Hülse

Worin liegt die Aufgabe einer Patronenhülse?

Die Hülse ist der Träger der restlichen Komponenten und Grundbaustein der fertigen Patrone. Zudem fungiert sie in der Kammer der Waffe als Dichtungselement und Verbrennungsraum. Sie sorgt somit dafür, dass die Gase der verbrennenden Treibladung nur auf eine Seite entweichen. Das meist genutzte Material für die Hülse ist Messing, eine Legierung aus Kupfer und Zink.

Hülsen gibt es in verschiedenen Formen. Diese sind beispielsweise für verschiedene Verschlusstypen, Long- bzw. Short-Action oder Magnumladungen konzipiert worden.

Das Geschoss

Bei den Geschossen ist die Auswahl so gross wie nie zuvor und wird immer grösser. Die Zeit hat hier hochspezialisierte Projektile mit enormer Leistung hervorgebracht. Leider hört man immer wieder, wie ein Kaliber grundsätzlich als nicht ausreichend tödlich oder viel zu brutal eingeschätzt wird. Dabei ist die Wirkung zum allergrössten Teil auf die Wahl des Geschosses und nicht auf das Kaliber zurückzuführen. Das Geschoss muss an die Gegebenheiten der Jagd angepasst werden, nicht das Kaliber per se. Um nun das Richtige für sich zu finden, muss man sich zuerst fragen, welches Wild auf welche Distanz bejagt wird. Es müssen bei stark variierendem Wild Kompromisse eingegangen werden. Auf schweres Hochwild eignen sich harte und schwere Geschosse, um auch genügend Tiefenwirkung zu erzielen. Diese fliegen aber langsamer und haben somit eine weniger gestreckte Flugbahn als leichte Geschosse. Die leichten Geschosse haben dafür einen weniger starken Rückstoss, jedoch auch markante Einbussen bei der Tiefenwirkung. Damit ist auch die Schussdistanz ein wichtiger Anhaltspunkt für die richtige Geschosswahl. Dazu berate ich Sie gerne persönlich oder sie finden weitere Informationen hier.


Geschoss mit hohem ballistischen Koeffizienten (links) gegenüber einem mit geringem Wert (rechts).

Dieses Beispiel zweier Standardprojektile verdeutlicht die Masse eines hohen und niedrigen ballistischen Koeffizienten. G1 steht für ein herkömmliches Spitzgeschoss und G7 für einen Hohlspitz.

Die Flugbahn  ist ein Teil der Aussenballistik und bezeichnet die Kurvenlinie, die das Geschoss auf dem Weg zum Ziel fliegt. Auf diesem Weg gibt es diverse Einflüsse, welche auf das Geschoss einwirken. Die Flugbahn wird neben dem Abgangswinkel des Geschosses, also der Stellung von Laufachse zu Zielfernrohrachse, durch folgende massgeblichen Faktoren bestimmt:

  1. Die Erdanziehungskraft / Erdschwere
  2. Luftwiderstand
  3. Geschossmasse
  4. Fluggeschwindigkeit des Geschosses
  5. Drehgeschwindigkeit des Geschosses

Die Erdanziehungskraft / Erdschwere

Sie ist verantwortlich dafür, dass das Geschoss überhaupt sinkt. Unter dem Einfluss der Erdschwere fällt ein Medium in der ersten Sekunde um etwa fünf Meter. Schiessen wir nun waagerecht, liegt unser Geschoss nach einer Sekunde Flugzeit etwa fünf Meter tiefer. Daraus entnehmen wir, dass die Flugbahn umso gestreckter ist , je grösser die Distanz ist, die das Geschoss innerhalb der ersten Sekunde zurücklegt. Der bestimmende Faktor ist also hier die Fluggeschwindigkeit. 

 

Der Luftwiderstand

Der Luftwiderstand nimmt dem Geschoss während des Fluges konstant Energie und verlangsamt es. Durch die Reibung mit der durchflogenen Luft entsteht Wärme. Die Luft ist aber nicht überall gleich. In höheren Lagen nimmt der Luftdruck ab. Für die üblichen Jagddistanzen rückt dieser Berechnungsfaktor in den Hintergrund, darf aber nicht komplett ausser Acht gelassen werden. Um dem Luftwiderstand entgegenzuwirken, werden Geschosse für grosse Distanzen mit hohem ballistischen Koeffizienten verwendet. Diese Geschosse werden durch ihre aerodynamische Form nicht so stark abgebremst wie ein sehr stumpfes oder flaches Geschoss. Auf eine ideale Schwerpunktverteilung wird bei diesen Geschossen ebenfalls geachtet. Je höher der ballistische Koeffizient, desto aerodynamischer das Geschoss. Ein rein für die Aussenballistik relevanter Wert. Auf die Wirkung im Wild hat er keinen, oder nur sehr geringen Einfluss.

 

Die Geschossmasse

Ein Geschoss mit höherem Gewicht wird weniger stark verlangsamt oder in der Richtung beeinflusst als ein leichtes mit gleicher Querschnittsfläche und Formwert. Für sehr hohe Entfernungen sind also schwere Geschosse mit einem hohen ballistischen Koeffizienten besser geeignet.

 

Die Fluggeschwindigkeit des Geschosses

Sie ist entscheidend für eine möglichst gestreckte Flugbahn. Je schneller ein Geschoss fliegt, umso weniger fällt es bis zum Eintreffen ab. Je stärker das Geschoss auf dem Weg abgebremst wird, umso gekrümmter wird die Flugbahn (siehe Luftwiderstand). 

 

Die Drehgeschwindigkeit des Geschosses

Wenn das Geschoss durch die Züge des Laufes gedrückt wird, wird es in Drehung um seine Längsachse versetzt. So wird das Überschlagen und Taumeln in der Luft verhindert. Durch die so erzeugte Drallstabilisierung kann überhaupt ein präziser Schuss abgegeben werden. Hier muss natürlich das Geschoss zur Dralllänge der Büchse passen.

 

Diese Auflistung von Faktoren ist nicht sehr tief beschrieben und gewiss nicht abschliessend. Es soll lediglich einen Eindruck über die Komplexität der Ballistik geben

Das Treibladungsmittel

Nitrocellulosepulver (auch Propellant oder einfach Pulver genannt) ist das Treibladungsmittel in der Patrone. Auch hier gibt es verschiedene Formen und Eignungen. Unterschieden werden sie in ihrem Abbrandcharakter. Es gibt grob gesagt langsame (progressiv) und schnell (offensiv) abbrennende Pulver. Die Abbrandgeschwindigkeit wird dabei durch die geometrische Form des Pulvers und den Druck beeinflusst.

Das Zündhütchen

Ein Zündhütchen ist das erste Zündelement, welches die Aufgabe hat, das vor sich liegende Treibladungsmittel zuverlässig zu entzünden. Ausgelöst wird es durch die Reibungswärme, die entsteht, wenn der Schlagbolzen auf die Kapsel schlägt und die Bestandteile des Zündsatzes intensiv aneinander reiben. Zündhütchen sind in ihrer Stärke unterschiedlich. So gibt es für Kurz- und Langwaffen unterschiedliche Grössen mit jeweils stärkeren und schwächeren Leistungsparametern. Beispielsweise braucht eine grosse Hülse eines Magnumkalibers einen stärkeren Brandimpuls als eine Standardpatrone.

Der Aufbau eines Boxers-Zündhütchens. Für eine perfekte Zündung muss der Schlagbolzen zentral über dem Amboss auf die Kapsel schlagen. Damit das klappt, sind die Zündglocken der Hülsen auf diese Masse abgestimmt.